Episode LVIII
Mittwoch, 28. September 2016 um 19 Uhr
Roman Signer, “Punkt”, 2006 und “Einbruch im Eis”, 1985
Während in der aktuellen Ausstellung “Detail ist alles” Künstler sich mit kleinen Gesten die Stadt und den öffentlichen Raum aneignen, stellt Gabriela Denk in der Reihe “Fade into You” Videoarbeiten internationaler Künstler vor, die es in die Natur zieht. Nach demselben Prinzip wie in der Ausstellung stören sie mit subtilen Handlungen das natürliche Gefüge.
Präzision und Einfachheit kennzeichnen die Experimente des Aktionskünstlers Roman Signer (*1938). Ebenso ist die enge Verbindung zur Natur ein Charakteristikum der Aktionen des Schweizers, der das Spiel mit dem Feuer liebt. In den beiden ausgewählten Videos lässt er es knallen und krachen und zeigt keine Scheu vor einem gefährlichen Selbstversuch…
Sie sind herzlich eingeladen bei einem Gläschen Wein über die Filme zu diskutieren.
Diskussionsrunde nach dem Motto: VIEW, DRINK AND DISCUSS
Kosten: 4 Euro (Wein und Eintritt in die Ausstellung inklusive)
Fade into you: episode XXXXI am 22. April 2015 (Internationaler Tag der Mutter Erde)
Diskussionsrunde zur Videokunst mit Wein nach dem Motto: View, Drink and Discuss präsentiert von Sabine Idstein:
Regenprojektion von Simon Wachsmuth (2001), Computeranimation
Die Computeranimation „Regen“ besteht aus weißen Linien, die sich diagonal von oben nach unten über eine schwarze Bildfläche ergießen. Dabei wechseln Intensität und Geschwindigkeit. Es scheint mal stärker und mal schwächer Striche und Linien zu regnen. Vorbild für diese Arbeit ist die japanische Landschaftsmalerei, die hier geometrisch abstrakt ins Technische übertragen wurde. Simon Wachsmuth (*1964 in Hamburg) interessiert sich für Medienbilder und vor allem für Zeichensysteme. Er untersucht die Bedingungen von kulturellen Eingriffen in natürliche Prozesse und bezieht damit auch die sozialen Codierungen von Leben mit ein. „Regen“ reflektiert das Wechselverhältnis von Kultur, Natur und Kunst. Zugleich entsteht aus einer gewaltigen Datenfülle ein reduziertes aber intensives Raumerlebnis.
Günther + Loredana Selichar: GT Granturismo, Digital Video 5´10,16:9, 2001, DVD
Die Autofahrt mit dem GT beginnt auf gerade Straße. Draußen liegt Naturlandschaft, präsentiert in Zentralperspektive durch die Windschutzscheibe. Der Betrachter im Inneren entspricht Iggy Pops “Passenger” (1977): “he rides and he rides, he looks through his window, what does he see … / all of it was made for you and me … / so let’s take a ride and see what’s mine”. Sowohl der Betrachter des Videos als auch der Passenger befinden sich in einem Road Movie von Günther und Loredana Selichar. Beide schauen mit virtuell geschultem Eroberungsblick und aus sicherer Position auf das Schauspiel der Natur, die zurückschlägt. In Kamikaze-Art schlagen Horden von Mücken, Käfern und andere Insekten gegen die Windschutzscheibe, bis vor lauter Leichen kein Ausblick mehr bleibt.
Courtesy the artists, Galerie Karin Sachs, München
Kunsthalle Mainz
Sabine Idstein präsentiert:
episode XXXVII
Am Mittwoch, 28. Januar 2015, um 19 Uhr (Europäischer Datenschutztag)
Peter Weibel und Hotel Morphila Orchester: Wir sind Daten (2013), 4:50 Min
Peter Weibel (* 1944 in Odessa) hat nicht nur eine Künstlerbiografie und eine als Ausstellungsmacher und Hochschullehrer, er kann auch mit einer Diskografie mit dem Hotel Morphila Orchester seit 1978 aufwarten. Mit dieser Popband hat er technisch gesehen den Download vorweggenommen, denn schon 1982 konnte man ihren Song „Sex in der Stadt“ kostenlos vom Kopfhörer einer Telefonzelle aus aufnehmen. „Wir sind Daten“ reflektiert das Schlagwort „Big Data“. Auf einem schwarzen Screen tanzen zunächst zu Weibels digitalisierter Stimme die Nullen und Einsen, die unser gesamtes Kommunikationssystem codieren. Der Songtext macht unsere Abhängigkeit vom digitalen System deutlich. Visuell gesellen sich immer chaotischer werdend weiße Wortfragmente zum Tanz der Lettern auf schwarzem Grund, während auch akustisch der Untergang heraufbeschworen wird.
Cory Arcangel: Drei Klavierstücke, op. 11, 2009, Projection from a digital source, variable dimensions
Ein halbes Jahr arbeitete Cory Arcangel (*1978 in Buffalo, NY) an dem Werk „Drei Klavierstücke“, op. 11, das als Found Footage Arnold Schönbergs gleichnamige Komposition von 1909 adaptiert. Das wegweisende Stück der atonalen Musik, das mit der westlichen Tradition der Harmonie bricht, wird bei Arcangel von Katzen gespielt. Katzen, im Internet auch als LOLCats bekannt, sind das beliebteste Internet Meme der Welt. Dementsprechend findet man auch Katzen am Klavier im WWW. Arcangel schnitt in minutiöser Arbeit 170 Youtube Videos von „klavierspielenden Katzen“ zusammen und komponierte aus mit ihnen das komplizierte und in der Rezeption als schwierig geltende Meisterwerk nach.
Courtesy of the artist. Videostill: Christina Zartmann / Courtesy of the artist and Galerie Thaddaeus Ropac, Paris/Salzburg, © Cory Arcangel
Für die Weinspende danken wir der Gerda und Kuno Pieroth Stiftung aus Bingen am Rhein, die junge zeitgenössische Kunst mit dem Schwerpunkt Skulptur fördert und 2014 die 3. Skulpturentriennale in Bingen am Rheinufer realisierte.
Diskussionsrunde nach dem Motto: VIEW, DRINK AND DISCUSS
Kostenbeitrag 3,- Euro. Eintritt in die Ausstellung und Wein inklusive.