Robert Woelfl zeigt in seinem Stück RETTEN – ZERSTÖREN, dass diese zwei Worte nicht die Antonyme sein müssen, die sie zu sein vorgeben. Diese Erkenntnis arbeitet er an seinen Charakteren – in all ihren Befindlichkeiten – ab, deren Verbindung zueinander nur Resultat ihrer aktuellen Empfindungen sind. Glücksmomente werden verspielt und gleichsam dort wieder verloren, wo sie den Realitäten Anderer nicht standhalten. Mit einer Systemkritik hält sich Woelfl zurück und hinterlässt ein Gefühl der Ohnmacht in all seinen Ausprägungen.
Und so kündigt Jana den Job in ihrer Firma. Ihr Leben ist zu einer Einbahnstraße geworden aus der sie sich alleine nicht befreien kann. Sie wagt den Absprung – nirgendwohin. Währenddessen versucht ihr Partner Hendrik sie immer wieder erfolglos zurück auf die Erfolgsschienen zu zerren. Blind ignoriert er Janas Kraftlosigkeit und vergewissert sich kontinuierlich jeder Stufe seines Hinaufsteigens. Er steht bewusstlos der Entscheidung gegenüber, die es braucht um sich aus seinem brüchigen Fundament zu ziehen. Er beweist sich als wahre Kämpfernatur gegen die Zeichen des Scheiterns. Und wenn doch mal was schief läuft
Marians Kampf gleicht hingegen dem Akt einer ermatteten Kapitulation. Besinnungslos mit Tabletten betäubt, badet Janas neue Bekanntschaft in seiner eigenen Unzulänglichkeit. Er lebt eine Autoritätslosigkeit – Leben und Tod sind zu Banalitäten verkommen. Seine Eltern, Elena und Michael, die immer nur das Beste für ihn wollten, versuchen, sich aus ihrer Handlungsunfähigkeit zu befreien. Sie klammern sich dabei beharrlich an die Allmacht ihres Sohnes und ignorieren alle Zeichen des Scheiterns.
Nelly, ein junges Mädchen, will hingegen ihrem Ungenügen durch den organisierten Tod ein Ende setzen, während ihre Mutter Kristine ihren körperlichen Verfall bejammert. Die beiden verfangen sich dabei in einem Netz aus Anfeindungen gegeneinander.
Nach der Arbeit versuchen Richie und Richter an der Hotelbar zu sinnieren und mischen all diese Geschichten (un)bewusst auf. Der Eine versucht, seine Machtlosigkeit durch eine konstruierte, mentale Überlegenheit zu kompensieren. Der Andere, der darin keinen Halt findet, verliert sich in bröckelnden Urteilen und muss erschöpft feststellen, dass die Luft, in der sie hängen, immer dünner wird. Gemeinsam setzen sie diesem Gefühl ein Ende.
Aufführungen um jeweils 20.00 Uhr
10. // 11. // 12. // 13. 11. 2014
Aufführungsort: Universität Mainz, Philosophicum P1
Reservierungen unter: www.theater-spielsache.de