Jakob Kibala: Off the Heartlands
26.06.-10.07.2010
„Off the Heartlands“ ist die erste Zurschaustellung von Jakob Kibalas Arbeiten vor der Mainzer Öffentlichkeit. In drei thematisch voneinander abgegrenzten, formal eng miteinander verwandten Serien, versucht der Künstler, das Verhältnis von weichen Körpern und harten Räumen auszuloten, sowie den daraus resultierenden „Sozialen Tatsachen“ nachzuspüren.
Programm
Sa 26.06.: Vernissage mit Hydrotikum (Performance); Beginn: 20:00
Do 01.07.: „Die Wurzeln des Pornografischen im obszönen Film“ – Otto Boller; Beginn: 20:00
Fr 02.07. elephant #4 – Releaseparty; Beginn 20:00
Sa 03.07.: Musenkuss nach Ladenschluss (Improvisationstheater in Interaktion mit Raum, Ausstellung und Publikum); Beginn 20:00
ACHTUNG: HEUTE! So 27.06 “Deutschland vs. England” live im Public Viewing im Peng.
So 04.07.: „Jack off Heartlands“ – Jakob Kibala (Lesung); Beginn 20:00
Fr 09.07.: „Die erste Multiball-WM der Welt“ – After-WM-Party mit The Flying Spaghetti Disco Gang & Überraschungs-All-Star-Live-Band (live)
Sa 10.07.: Finissage: „25 Jahre Abstrakter Nominalismus“ mit Kosmonauten (Jazz/Blues)
Pressetext
„Off the Heartlands“ ist die erste Zurschaustellung von Jakob Kibalas Arbeiten vor der Mainzer Öffentlichkeit. In drei thematisch voneinander abgegrenzten, formal eng miteinander verwandten Serien, versucht der Künstler, das Verhältnis von weichen Körpern und harten Räumen auszuloten, sowie den daraus resultierenden „Sozialen Tatsachen“ nachzuspüren.
Den Kern der Ausstellung bildet die Bildserie „Bottom Up Constrained“. Die insgesamt acht Zeichnungen und Aquarelle reproduzieren detailreich das ikonografische Repertoir der unter dem Label „Gonzo“ breite Beachtung findenden zeitgenössischen Pornografie. Ziel ist dabei nicht eine Affirmation des ästhetischen Bildprogramms eines nicht selten zum neuen Mainstream stilisierten Pornos: In jedem der Bilder spart Kibala einen der im Geschlechtsakt begriffenen Teilnehmer – zumeist den Mann – aus, und konfrontiert den Betrachter so mit den emotionalen Verheerungen, denen die zum Verfügungsobjekt umdeklarierten Frauen unterworfen sind. Dokumentiert werden soll, wie tief die zu Grunde liegende „Ikonografie vermeidbaren Leids“ in den vermeintlich aufgeklärten Gesellschaften verankert ist, die solche Konsumdispositive als legitime Unterhaltungsware zugänglich macht. „Bottom Up Constrained“ stellt in ebendiesem Sinne eine Reflexion dar über den Standpunkt individueller und kollektiver Betrachter, die sich zum Bildgeschehen und seinen realen Konstitutionsbedingungen niemals in einen neutralen Bezug setzten können.
Dem gegenüber gestellt wird „Once Ultra Smooth“. Diese vielgestaltige Serie an in asketischem Kolorit verhafteten Bildern nähert sich dem Phänomen urbaner Räume als „abstract jungle“ (in Abgrenzung zum Betondschungel, engl.: concrete jungle), einem Konvolut anthropozentrisch konstruierter Formen, die ihrer Bewohnbarkeit durch die Auslöschung der Tiefendimension beraubt werden. Auf diese Weise wird der paradigmatische Gradmesser zivilisatorischer Entwicklung, die Verstädterung, zur ornamentalen Tapete: Ein überästhetisiertes Schaubild, dessen inhaltliche Implikation changiert zwischen der Trost spendenden Heimeligkeit „Schöneren Wohnens“ und der bedrückenden Weite, wie sie kalte und flache Tundra-Landschaften evozieren.
Abgerundet wird „Off the Heartlands“ durch eine Reihe von Gelegenheitsbildern, die im Werkumfeld der genannten Serien entstanden sind, sich aber einer eindeutigen Zuordnung entziehen: „Reconquering the Throne“, die Geschichte des biblischen König Saul, als klassisches Sujet der Kunst findet sich hier ebenso wie Versuche obszöner Bilder, die sich dem Gedanken tief empfundener Liebe verpflichten; ferner wird mit der Comic-Sprechblase als bildgrammatisches, aber textfreies Ausdruckszeichen experimentiert.